Mittwoch, 13. Juli 2016

The Neon Demon

©Koch Media
The Neon Demon oder auch "Wenn ein polarisierender Künstler eine Folge Germanys Next Topmodel inszeniert". Dabei ist es nicht die audiovisuelle Ebene an der es mangelt, denn die Stroboskoplichter, die neon-(höhö)getränkten Szenerien und der wummernde Score von Clint Mansell funktioneren und schaffen es, dass der Film zumindest das Kinoticket wert ist, denn auf dem Röhrenfernseher von Omi darf man auch gerne auf Pro7 im Januar schalten und Heidi Klums Hungerhaken bei medialer Prostitution zusehen. Inhaltlich hat NWR nämlich nichts zu erzählen, Nein, er geilt sich an plattem Symbolismus und geilböckigen Männerfantasien auf und würzt diese mit innovativer Kritik am Modelsystem auf, hat man ja noch nirgends gesehen, außer in der Bildkolumne nach jeder Staffel GNTM. Um den skandalösen Status in Cannes auch erneut bestätigen zu können werden eben aufgrund mangelnder Befriedigung der Libido Leichen gebuttert und ausgekotzte Körperteile erneut konsumiert. Was als netter Konter beginnt, nach dem eigentlichen Höhepunkt immer noch einen draufzusetzen, zieht den ohnehin schon stagnierenden Slowburner beinahe in die Unerträglichkeit. Zu schade nur, dass selbst die mystische Präsenz von Elle Fanning nichts mehr an dem unvollständig narrierten Film retten kann, denn Zuschauer wollen noch durchaus erfahren warum John Wick in seiner Freizeit gerne minderjährige anglotzt und nachts deren Münder mit seinem Messerphallus penetriert. Ach nein, dieser Film ist ja von einem Künstler, also muss man das ja auch umfangreich interpretieren, damit auch der letzte selbsternannte Ultracineast genüsslich sein Lebenssekret auf die Leinwand ergießen darf.

Dienstag, 12. Juli 2016

Deadpool


©Fox

Man nehme ein rotes Ganzkörperkondom, rotze einen vulgär peversen Antihelden in dieses Kostüm und pumpe die Marketingmaschine bereits Monate vorher mit Floskeln ala "when you see the full Director's Cut, that's gonna be even more raw, that's pretty heavy duty." voll und fertig ist der erste Beitrag aus dem Hause Marvel, der sich gezielt an Erwachsene oder Hardtekk hörende Kids aus dem Plattenbau richtet. Als Schnäppchen realisiert mit der Investition von viel Herzblut, bietet Deadpool die volle Palette aus Respektlosigkeiten und blutigen Gewalttaten, für die selbst der härteste Cineast "zu Pussy für solche Filme (Zitat Val Vega)" sein wird. Ein erfrischend respektloses Herzensprojekt, dass der ganzen PR und der Vorlage allerdings nicht gerecht wird. Der Humor wirkt deutlich zu repetitiv, gewalttechnisch bleibt "Deadpool" deutlich unter den Möglichkeiten und ist somit núr mit familienfeindlichem  R ausgestattet aufgrund Nacktheit und der vulgären Sprache. Unterm Strich bleibt dennoch eine schmucke Abwechslung zum standardisierten Superheldenquark, der unsere Kinos sowieso schon zu oft im Jahr überfüllt.

Dienstag, 15. März 2016

London has Fallen



In Zeiten höchster Terrorgefahr wirkt es wie aus einem Paralleluniversum entstanden, wenn Leute aus dem Land der wedelnden Stars and Stripes Banner zu Terroristen sagen, dass sie sich zurück nach Fuck Youkistan verpissen sollen, während die Ein Mann Armee mit Aimbot bewaffnet die äußerlichen Duplikate der bösen Terroristen weggeballert. Im abgestürzten Helikopter sagt die Sterbende mit ihrem letzten Atemzug nicht etwa, dass der letzte Gruß ihren verbleibenden Kindern bleibt oder dass der Mann, der vermutlich schon Kuchen für die Wiederkehr beim amerikanischen Bäcker seines Vertrauens kauft, wissen sollte, dass er unmenschlich geliebt wurde. Nein, der letzte Atemzug gilt der Parole "Alle Wichser umzubringen". Angetrieben von Raserei (wie können die blöden Terroristen auch ausgerechnet nur die Schwarze umbringen), ballert sich der Red Bull pissende Gerard Butler durch den Film, verstümmelt auf extremste Art und Weise die gefährlichen Buben, während diese vergessen haben, ordentliches Zielwasser zu trinken. Macht ja nichts, ist ja auch viel geiler wenn die Amerikaner in allem einfach besser sind. Wenn zum Schluss der edle Präsident selbst die MP5 in die Hand nimmt und nach Tortur und fast Exekution endlich wieder ein Lächeln von den Lippen kommt und er im Hass am liebsten selbst eine Grenzmauer zu Mexiko bauen würde, dreht sich selbst das täuschend echte Merkel Duplikat, Agnes Bruckner tot auf dem Asphalt vor der Westminster Abbey um und schämt sich, im wahrsten Sinne, in Grund und Boden. Ein Film, bei dem man die Nahrung der letzten 10 Jahre einfach direkt auf die Leinwand kotzen möchte.

Mittwoch, 17. Februar 2016

The Revenant


Extremkino in überwältigende Cinematografie gepackt vom letztjährigen Oscargewinner Alejandro González Iñárritu. Ein wortkarger, narrativ einfach gestrickter Überlebenskampf der an die Substanz geht und von vielen aufgrund seiner augenscheinlich fehlenden Substanz kritisiert wurde. Viel zu erzählen hat "The Revenant" nicht, doch weiß er die Geschichte mit der visuell überbordenden Bildsprache eines Emmanuel Lubezkis zu erzählen, die mit einer dreckig blutbesudelten Wirkung auf den Zuschauer einschlagen. The Revenant ist ein Film, aus Schweiß, Blut und Raserei geschaffen, dessen Inszenierung stilsicher zwischen knüppelhartem Überlebenskampf und Momenten der Stille und Melancholie wechselt, in seinen Gewaltakten an den Omaha-Beach aus Saving Private Ryan erinnert, es in einem Kampf mit einem Bären schafft mit seiner dreckigen Brutalität zum "Nicht-Hinsehen" zu animieren und mit leichtem Esoterik-Ausflügen Zeit zum erholen lässt. Was an inhaltlicher Leere anzukreiden ist wird durch spürbare Inszenierung ersetzt und ergeben ein Erlebnis, dessen Wirkung auf größter Leinwand einlädt, den Schmerz selbst zu spüren. "The Revenant" ist ein kräftezehrendes Werk in ungeschliffenen Bildern durchflutet von Rotz, Blut und Schmutz. Ein Film an dessen Ende man selbst Erlösung gefunden hat und bereit ist, mit dem letztem Atemzug die Vergangenheit abzuschließen. The Revenant ist Kino.